Ausstellung zu Typedesign von Frauen und Queers
Noch bis zum 24. November läuft im Klingspor Museum in Offenbach die Ausstellung »Same Bold Stories? Schriftgestaltung von Frauen und Queers im 20. und 21. Jahrhundert«.
Plakat zur Ausstellung im Klingspor Museum. Copyright: Paula Heinrich
Lange wurde die Geschichte der Schriftgestaltung und Typografie aus einer rein männlichen Perspektive wiedergegeben. Nun widmet sich die Forschung im Bereich der Schriftgestaltung zunehmend auch den Frauen, die bereits zu Beginn des 20. Jahrhunderts in der Schriftherstellung tätig waren, ohne wirklich sichtbar geworden zu sein.
Die Ausstellung »Same Bold Stories?« macht es sich zur Aufgabe, die historische schriftbezogene Sammlung des Klingspor Museums (1900 – 1950) nach diesen weiblichen Positionen zu durchforschen und die Geschichtsschreibung der Schriftgestaltung um ihre Biografien und Werke zu ergänzen. Nur wenige Frauen wie Anna Simons, Erika Giovanna Klien oder Gudrun Zapf-von Hesse erlangten bereits zu Lebzeiten größere Bekanntheit. Daneben gibt es Schriftgestalterinnen wie Elizabeth Friedländer, Ilse Schüle, Anna Maria Schildbach, Maria Ballé und zahlreiche Schülerinnen, etwa der Schriftklassen Rudolf von Larischs in Wien und Rudolf Kochs in Offenbach, die in der Sammlung enthalten sind und nun erstmals in den Fokus rücken.
Schriftgießerei gebr. Klingspor 1920er. Foto: Klingspor Museum
Arbeit von Elizabeth Friedländer. Foto: Simon Malz
Von der historischen Sammlung ausgehend schlägt die Ausstellung den Bogen zum Typedesign der Gegenwart – von Personen, die sich als FLINTA* (Frauen, Lesben, Inter*, Trans* und Agender) identifizieren. Selbstbewusst und innovativ gestalten sie nicht nur Schriften, sondern auch die internationale Schriftszene mit. Ideen von kollektivem Arbeiten finden hier ebenso Anwendung wie solidarische Distributionswege neben dem klassischen Vertrieb über Type Foundries. Häufig verwischt dabei die Grenze zwischen Anwendung und Kunst, sodass spannende inhaltliche Konzepte ein neues Nachdenken über Typedesign und Typografie im 21. Jahrhundert anstoßen. Émilie Aurat, Jin-Hoo Park, Golnar Kat-Rahmani und Nat Pyper sind nur einige der zahlreichen Namen, die in der Ausstellung vereint und in Kontext zueinander gesetzt werden.
Dita Moser: Kalender 1912. Foto: Simon Malz
Am 23. August erscheint ein Begleitband zur Ausstellung, der eine informative und theoretische Erweiterung zu den gezeigten Arbeiten bietet. Durch Artikel und Interviews mit zeitgenössischen Akteur*innen der Type Szene, wie ALT.tf, Nadine Chahine, Katharina Koch, Laura Meseguer oder Teal Triggs wird auch hier deutlich, dass Geschichtsschreibung selten lückenlos ist und sich Leerstellen, wenn überhaupt, nur durch die bewusste Auseinandersetzung mit ihnen schließen lassen.
Arbeit von Katharina Koch. Foto: Katharina Koch
Im Rahmen der Ausstellung gibt es außerdem ein umfangreiches Programm aus Vorträgen un Workshops. Yulia Popova beispielsweise fragt am 30. August um 19.00 Uhr »How Many Female Type Designers Do You Know?« und am 9. November findet ein Vortrag mit Siebdruck-Workshop von Golnar Katrahmani zum Thema »Type & Politics« statt.
Das Konzept der Ausstellung ist in Kooperation des Klingspor Museums mit dem Designstudio turbo type und dem feministischen Kollektiv +FEM entstanden. Gefördert wird die Ausstellung vom Kulturfonds FrankfurtRheinMain.
Erika Giovanna Klien: Schriftarbeit aus dem Bereich der kinetischen Kunst. Copyright: Simon Malz
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