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Schrift des Monats – FF Mister K

Die finnische Typedesignerin Julia Sysmäläinen machte aus Franz Kafkas exentrischer Handschrift einen Scriptfont

 

Die finnische Typedesignerin Julia Sysmäläinen machte aus Franz Kafkas exentrischer Handschrift einen Scriptfont

Unter Schiller, Goethe, Fontane, Brecht und all den anderen Klassikern, die auf dem Lehrplan meiner Schulzeit standen war mir Franz Kafka stets der Liebste. Das Rätselhafte in seinen Erzählungen, die düstere oft alptraumhafte Stimmung fand ich faszinierend. Ähnlich scheint es der finnischen Grafik- und Typedesignerin Julia Sysmäläinen ergangen zu sein, die sich derart von den Manuskripten des Schriftstellers Franz Kafka inspiriert fühlte, dass sie aus seiner Handschrift mit ihren kalligrafischen Eigenschaften einen Script-Font machte. Dabei ist die so entstandene FF Mister K keineswegs kafkaesk, sondern eine freundliche Type, die zum Spielen einlädt.

Julia Sysmäläinen gelang es nicht nur, Kafkas exzentrische Buchstabenformen in einen gleichmäßigen typografischen Fluss zu bringen, sie stattete die Schrift auch mit einigen hundert Ligaturen aus – die jeweils aus zwei, drei oder sogar vier Einzelzeichen bestehen – und sie integrierte Alternativzeichen für verschiedene Buchstabenverbindungen.

Drei Schnitte umfasst die FF Mister K, die vor kurzem mit dem renommierten ISTD Premier Award der International Society of Typographic Designers mit Sitz in London ausgezeichnet wurde: Regular visualisiert einen entspannten Schreibstil für jeden Tag, Onstage repräsentiert Mister K’s Schreibstil für weniger private Anlässe, die Buchstaben sind hier kalligrafischer und detailreicher. Crossout schließlich zeigt, wie es aussieht, wenn Mr. K mit seiner Arbeit unzufrieden ist: alle Wörter sind heftig und unordentlich durchgestrichen – ein Bild, das mir aus den Schulheften meiner Söhne sehr vertraut ist.

Jüngster Spross der FF Mister K Familie ist der Dingbats-Font. Nachdem die ebenfalls aus Finnland stammende Illustratorin Oili Kokkonen Teile der FF Mister K zu Bildern zusammengesetzt hatte, kam Julia Sysmäläinen auf die Idee, die Familie um einen Piktogramm-Font zu bereichern. Sie zeichnete jede Menge heiterer Icons, die sich mit dem Regular-Schnitt wunderbar ergänzen. Inzwischen hat die FF Mister K sogar eine eigene Website. Hier kann man nicht nur ein PDF mit vielen Anregungen und Inspirationen zum Umgang mit der Schrift herunterladen, sondern auch Vorschläge zur Erweiterung der Familie machen – in Anlehnung an meine Lieblingserzählung „Die Verwandlung“ würde ich mir einen ganzen Satz mutierter Käfer wünschen.

Die OpenType Pro Variante der FF Mister K kostet rund 150 Euro, die Dingbats 75 Euro.

www.fontshop.de

ffmisterk.com

Julia Sysmäläinen brachte Kafkas exzentrische Buchstabenformen in einen gleichmäßigen typografischen Fluss

Die FF Mister K-Familie besteht aus den drei Schnitten Regular, Onstage und Crossout

Wer nicht kritzeln mag kann auch ordentlich durchstreichen

FF Mister K unterstützt eine Reihe verschiedener Sprachen

Nachdem die finnische Illustratorin Oili Kokkonen Teile der FF Mister K zu Bildern zusammen gesetzt hatte, entwickelte Julia Sysmäläinen einen Satz wunderschöner Piktogramme

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Kommentare zu diesem Artikel

  1. Lieber Jürgen Sanides,
    jetzt lerne ich schon seit einer ganzen Zeit Schwedisch – beim Umgang mit finnischen Vornamen scheint das allerdings nicht zu helfen. Ich habe den Sachverhalt jetzt richtig gestellt, vielen Dank für Ihren Hinweis.
    Mal schauen, was der Frühling dieses Jahr so an Käfern bringt…

  2. Ein sehr schöner Beitrag, der die ganze Vielseitigkeit der Schrift zeigt. Drei Anmerkungen:
    – Oili Kokkonen ist eine finnische IllustratorIN. Sie hat sehr witzige Illustrationen ausschließlich aus Bestandteilen der FF Mister K Regular geschaffen (siehe http://fontfeed.com/archives/upcoming-fontfont-mister-k-pro/). Die Piktogramme der FF Mister K Dingbats sind von Julia Sysmäläinen.
    – Die Webseite ffmisterk.com ist noch nicht ganz da angekommen, wo sie hin soll, weil eine Schafherde den Weg versperrt. Aber ihre Gestaltung ist in den allerbesten Händen, die man sich dafür vorstellen kann.
    – Die Idee der Käfer-Mutanten Serie (Mensch-Käfer-Übergangsfeld ?) finde ich als Biologe außer Dienst ganz großartig und hoffe, dass sie bald realisiert wird!

    Jürgen Sanides

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