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Einzigartige Ausstellung über die Buchkunst-Bewegung

Zu sehen sind viele der schönsten Originale der Buchkunst aus der Zeit um 1900

 

Das Interesse für die Geschichte des Designs ist derzeit riesig und gerade die Wende zum 20. Jahrhundert spielt dabei eine zentrale Rolle. Schließlich fand damals der Aufbruch ins Zeitalter moderner Gestaltung statt, wobei die Buchkunst zu den treibenden Kräften gehörte (nachzulesen auch in der ersten Folge unserer »TypoStoria«) . Eben diese Erneuerungsbewegung ist Thema der Ausstellung »Wie ein fruchtbarer Regen nach langer Dürre … Buchkunst des frühen 20. Jahrhunderts in Deutschland«, die noch bis 10. Februar in der Universitätsbibliothek Heidelberg zu sehen ist. Endlich bietet sich also die Möglichkeit, Meilensteine der Typografie und Buchgestaltung mal im Original auf sich wirken zu lassen.

Präsentiert werden insbesondere die wunderbaren Druckwerke aus den nicht-kommerziellen Privatpressen, die zu Beginn des Jahrhunderts von Ästheten wie Harry Graf Kessler oder jungen Gestaltern wie Fritz Helmuth Ehmcke, Rudolf Koch, Walter Tiemann oder den Brüdern Kleukens gegründet wurden. Auch Drucke etwa der legendären britischen Kelmscott Press von William Morris sind zu sehen, neben anderen Werken, die die Buchgestalter in Deutschland inspirierten.

 

Dante Alighieri: La Divina Commedia, hrsg. von Berthold Wiese, München: Bremer Presse 1921 (9. Druck der Bremer Presse). Titel, Untertitel und Initialen von Anna Simons. Ins komplette Buch schauen

 

Die Johanneischen Schriften. Das Evangelium. Die Briefe. Die Offenbarung. Verdeutscht durch Martinus Luther, Berlin: Officina Serpentis 1919. Gemalte Initialen und Randleisten von Ansgar Schoppmeyer. Ins komplette Buch schauen

 

Stefan George (Hrsg.): Maximin. Ein Gedenkbuch, Berlin: Blätter für die Kunst 1907. Ausstattung von Melchior Lechter. Ins komplette Buch schauen

 

Einige Pressendrucke aus den Beständen der Heidelberger Universität kann man im Handschriftenlesesaal sogar selbst in die Hand nehmen. Schöne Drucksachen sprechen ja bekanntlich nicht nur die Augen, sondern alle Sinne an.

Ein leidenschaftlicher Fan analoger Druckkunst gab den Anstoß für die Ausstellung: Jürgen Franssen, promovierter Archäologe und Kunsthistoriker, der vor einigen Jahren in Mannheim die traditionsreiche AK Werkstatt für handwerkliche Druckkunst übernahm und auch Vorsitzender des Vereins für die Schwarze Kunst e.V. ist.

Auf die Sammlung der Universitätsbibliothek wurde er online aufmerksam. Tatsächlich haben die Heidelberger große Teile ihrer historischen Bestände digitalisiert und ihre Digitale Bibliothek ist eine der spannendsten Anlaufstellen für alle, die sich für Typografie und Gestaltung um 1900 interessieren. Diese Schätze müssten auch einmal real ausgestellt werden, fand Jürgen Franssen, und trat mit einem Konzept an die Bibliothek heran. Mit der Abteilung Historische Sammlung wurde die Schau dann organisiert, auch externe Leihgeber steuerten wichtige Exponate bei.

Alle, die nicht in der Nähe von Heidelberg sind, können sich auch in einer virtuellen Ausstellung mit dem Thema beschäftigen – ein wunderbares Sprungbrett in die digitalisierten Schätze der Bibliothek. Oder direkt in komplette Bücher oder legendäre Zeitschriften wie »Jugend«, »Pan«  oder »Ver Sacrum« schauen.

 

Auch in wegweisende Bücher wie dieses von 1901 – ebenfalls ein Exponat der Ausstellung – kann man online schauen: Otto Grautoffs »Die Entwicklung der modernen Buchkunst in Deutschland«, erschienen 1901 in Leipzig 

 

 

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Es ist eine tolle, empfehlenswerte Ausstellung.
    Man kann nur staunen. Dank an Dr. Jürgen Franssen.
    Eigentlich müsste so eine Ausstellung auf Reisen gehen,
    z.B. Staatsbibliothek München.
    Ein Muss für alle Typographen und Liebhaber bibliophiler Kostbarkeiten.

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