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PAGE Special: Die Cannes Lions 2011// Tag 2

Auf PAGE Online teilt Jens Schmidt täglich Erfahrungen, Trends und Anekdoten vom Kreativfestival in Cannes. Tag 2: Der erste Jurytag

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Auf PAGE Online teilt Jens Schmidt täglich Erfahrungen, Trends und Anekdoten vom Kreativfestival in Cannes. Tag 2: Der erste Jurytag.

Der erste Jurytag bei den Cannes Cyber Lions geht von 8.30 Uhr bis 19.30 Uhr mit kurzer Mittagspause – das gleicht einem Kommandoeinsatz im digitalen Dschungel. Zielsetzung ist es, die Marke von 150 Arbeiten zu knacken. Wir gehen durch den »Entrée des Artistes« und verwinkelte Gänge bis ins Herz des Palais du Festival. Nick Law von R/GA, unser Juryvorsitzender, ermahnt uns in einer kurzen Ansprache über Einzelarbeiten Diskretion zu wahren und dann geht es los. Der Juryraum mit seinen PC-Tischrechnern erinnert an ein achtziger Jahre Internetcafe. Zum Glück gibt es hier keine Sibirien Aircondition (wie 2004), so dass die mitgebrachte Strickjacke diesmal nicht zum Einsatz kommt.

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Die Jury vor ihren Rechnern


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Jury-Mitglied Won Hye-Jin, Creative Director Innocean Worldwide, Korea

Die Stimmung in der internationalen Jury ist sehr gut. Jeder hat seinen eigenen Rechner und geht durch die lange Liste der Kategorien und Einsendungen. Manche digitalen Kampagnen sind inzwischen aufgrund ihrer Komplexität kaum noch ohne Einreich-Casefilm erfassbar. Oft ist es trotzdem besser, sich zunächst die eingereichte Arbeit selbst anzuschauen – denn manchmal ist der aufwändig erstellte Casefilm besser als die zu bewertende Arbeit geworden. Jeder entwickelt im Laufe der Zeit seine eigene Strategie, um bei der Jurierung nicht mit weniger interessanten Arbeiten seine Zeit zu vertrödeln.

Das Genre Casefilm ist inzwischen zur eigenen Kunstform der Konzept- und Erfolgsvermittlung geworden. Ein Trend, der sich auch beim diesjährigen ADC Festival deutlich gezeigt hat. Klassiker wie »the problem, the idea, the solution …«, »we created the first website, app, i.e. …«, »news, Social Media and bloggers reported intensively …«, und »… became the number one topic on Twitter« sind im Casefilm zu geflügelten Worten geworden.

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Die Jury diskutiert

Auffällig ist auch die steigende Anzahl an Apps und aufwändigen iPad-Anwendungen. Um diese richtig beurteilen zu können, müsste man sie sich eigentlich auf dem Mobilgerät oder Tablet ansehen. Doch auch in Cannes sind hier der Dokumentationsfilm und Screens die Grundlage der Bewertung. Besonders vielversprechende Arbeiten schauen sich viele Juroren auf dem eigenen iPad oder Smartphone an. Dem Problem der unterschiedlichen Geräte, Systeme und Bildschirmgrößen im mobilen Bereich werden sich allerdings viele Kreativwettbewerbe in Zukunft stellen müssen.

Was mir noch auffiel: die unterschiedliche Nutzung von mobiler Kommunikationstechnologie in Industrienationen und der dritten Welt. Die überaus erfolgreiche SMS Kampagne aus Indien hat gegen iPad-Anwendungen leider wenig Chancen zu faszinieren.

Was die Einreichungen insgesamt betrifft, gab es neben den Arbeiten, die ohnehin durch die Medien gewandert sind, einige echte Perlen zu entdecken. Apps, Mobile und Tablet haben mit interessanten Arbeiten stark zugelegt. Die Kategorie, die niemand so recht begeistern konnte, waren die Banner: Sie erschienen dieses Jahr insgesamt ideenbefreit zu sein, wohingegen iAds als Micro-Erlebniswelt innerhalb der Geräte mit viel innovativeren Ansätzen überzeugen konnten.

Irgendwann um 19.20 Uhr hatte ich das Gefühl, dass ich langsam beginne mich durchzubeißen – höchste Zeit aufzuhören und noch ein wenig Abendsonne abzubekommen. Außerdem muss man in Cannes pro Tag mindestens noch ein Palmenbild bei Abendsonne schießen und einen Drink mit Jurykollegen in der Hotellobby einnehmen. So steht es in den Juryregeln.

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Nick Law, der Juryvorsitzende


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