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Menschen interessieren sich nicht für dein Produkt, sondern für ihr Problem

Nur durch User Centered Design lassen sich Websites entwickeln, die für die Nutzer Relevanz haben. Pia Betton verrät, worauf Gestalter unbedingt achten müssen, und weist auf gängige Fehler hin.

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Wie man die Dos und Don’ts im heutigen Webdesign abwägt? Wir fragten Pia Betton, Partnerin bei der Digital­agentur Edenspiekermann, Berlin:

Was sind die Dos im User Centered Design?
Pia Betton: Entscheidend ist das Verständnis für den Nutzer. In welcher Situation befindet er sich, wenn er sich mit dem Design der Applikation auseinander­setzt? Gelangt er schnell zur Lösung seines Problems? Und was soll er dabei emp­finden? Entwickelt man zum Beispiel eine Website für ein Verkehrsunternehmen, so fokussiert dieses häufig auf seine Re­cruitingbedürfnisse oder darauf, sich politisch gut zu positionieren. Die Passagiere hingegen wollen eigentlich nur schnell von A nach B kommen oder wissen, was die Tickets kosten. Die Auf­gabe der Web­designer ist es, beide Perspektiven zu verstehen und unter einen Hut zu bekommen.

Was sind die häufigsten Fehler?
Websites werden immer austauschbarer, schon wegen der zunehmenden Arbeit mit Templates und Fra­meworks. Warum müssen zum Beispiel alle Porträts rund sein? Dann gibt es Unternehmen, die unglaublich gehypt werden – alle kopieren das Design von Airbnb. Seitdem beginnen viele Websites mit ei­nem großen Bild und einem Satz oder einem Feld, in das man irgendetwas eintippt. Deshalb wird Design als Differenzierungsfaktor immer wichtiger. Wie he­be ich mich ab? Das gilt nicht nur für die Marke, son­dern auch für den Benefit des Users. Womit soll er sich auf der Website beschäftigen? Wenn man den Nut­zen nicht erkennt und auch noch das Design austauschbar ist, warum sollte man Zeit dort verbringen?

Was sind die absoluten Don’ts?
Geringe Relevanz und schlechtes Design. Wenn es zum Beispiel um Kaufprozesse geht, trägt die Gestal­tung einen großen Teil dazu bei, dass der User nicht irritiert wird. Dabei geht es um Funktionalität, nicht um Schönheit. Amazon etwa ist eigentlich recht häss­lich, aber von der User Experience her ein­fach spitze. Man hat einen Kaufprozess, der unfassbar gut funktioniert. Da tritt die Optik in den Hinter­grund. Amazon kann sich das leisten, aber User von austauschbareren Dienstleistern sehen darüber hinweg, bis sie etwas ähnlich Funktionales, aber Hüb­scheres finden.

Im User Centered Design stützt man sich auf viele Annahmen – ist das nicht ein Problem?
Stimmt, die meisten Personas basieren zunächst auf Annahmen, doch man kann diese verifizieren, indem man schnell Prototypen baut und diese an rea­len Menschen testet, die den Profilen der Personas entsprechen. Dafür muss man sich frühzeitig vom Schreibtisch wegbewegen und aktiv versuchen die Zielgruppe zu verstehen – also die Oma oder den Neffen fragen. Ein absolutes Don’t ist es, als UX Designer ein Briefing nicht zu hinterfragen, sondern am Schreibtisch erfundene Bedürfnisse einfach so hinzunehmen. Als UX Designer sollte man sich unbedingt mit dem eigenen Rollenverständnis ausei­nandersetzen. Bin ich Erfüllungsgehilfe oder das kritische letzte Tor zur Zielgruppe? Da ist ein wenig mehr Demut gefragt, denn eins ist sicher: Menschen interessieren sich nicht für ein Produkt, sondern für ihr Problem. Das scheint noch nicht angekommen zu sein, denn rund 25 Prozent al­ler Apps werden laut Statista nur einmal geöffnet und dann nie wieder.

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