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Im Praxistest Corel Draw Graphics Suite X5

In Corel Draw X5 sorgen Transparenzen und weichere Überblendungen für ganz neue Gestaltungsperspektiven

Im Grafikbereich ist die Übermacht Adobes unübersehbar, aber Corel Draw hält seit vielen Jahren seinen Stammplatz bei zahlreichen Windows-Usern.

Nach dem Abgang von FreeHand gibt es kaum noch ernst zu nehmende Konkurrenz. Die neue Version X5 der Corel Graphics Suite dürfte Designprofis erfreuen: Das bisher belächelte, da rudimentä-re Farbmanagement wurde komplett überarbeitet und umstrukturiert. Die Anwender von Adobe-Produkten fühlen sich sofort zu Hause. Voreinstellungssets für die Druckvorstufe und den Einsatz im Web decken bereits wichtige Verwendungsbereiche ab. In dem Andockfenster „Farbprüf-einstellungen“ wählt man das ICC-Profil für das Softproof am Monitor und kann auf Wunsch Farben sichtbar machen, die außerhalb des aktuellen Farbraums liegen. Zu den Standardfarb-Paletten von HSK und Pantone gesel­len sich nun auch die Goe-Farbfächer von Pantone. Praktische Neuerung: Eine Dokument­farbpalette füllt sich nach Bedarf mit den aktuell verwendeten Farben.

Objektorientierte Eckeneffekte für alle vier Ecken getrennt einstellen: Warum gibt es das in InDesign und Illustrator bisher noch nicht?

Corel hat das Farbmanagement für Corel Draw und Photo-Paint komplett über-arbeitet. Neu ist ebenfalls das Andockfenster „Farbprüfeinstellungen“ für die Kontrolle von Farben am Monitor inklusive Gamut-Alarm

Auch andere Bereiche wurden grundlegend überarbeitet: Corel Draw Graphics Suite X5 nutzt die Kraft von Multicore-Prozessoren, sodass man bei auf-wendigen Designs schneller zum Ziel kommt; die Importfilter sind mit Blick auf Illustrator und Photoshop bis zur Version CS4 aufgebohrt. Selbst komprimierte Illustrator-Grafiken finden ihren Weg in Corel Draw. Webdesigner profitieren vom Ansichtsmodus „Pixelvorschau“, um den späteren Output schon bei der Gestaltung im Blick zu haben. Ein zusammenfassendes Dialogfenster für optimierten Web-Export hatte bisher nur Photo-Paint, dieser steht nun in erweiterter Funktiona- lität inklusive Transparenzvorschau in Corel Draw ebenfalls zur Verfügung. Pfade lassen sich nun nicht mehr nur mit dem üblichen Bézier-Zeichenwerkzeug anlegen, sondern auch mit B-Splines, welche eine interessante Alternative zu frei gezeichneten Formen darstellen. Maschenfüllungen eignen sich für komplexe Objektfarbschattie-run­gen, in der neuen Version sind die Farbübergänge auf Wunsch weicher – und es darf auch Transparenz im Spiel sein. Den Eckenradius eines Rechtecks stellt man für alle vier Ecken getrennt ein, bei Größenänderungen bleibt der Rundungsgrad erhalten oder wird nach Bedarf mit skaliert. Ein scheinbar kleines Feature, aber in der Praxis äußerst wertvoll. Selbst Illustrator oder InDesign CS4 runden immer nur alle Ecken gleich ab, dafür allerdings auch Drei- und Vielecke.

Der Rest der Suite wurde nur minimal angefasst, obwohl Photo-Paint im Vergleich zu Photoshop großen Nachholbedarf hätte. Immerhin profitiert die Bildbearbeitung vom neuen Farbmanagementmodul und dem verbesser-ten Web-Export. Zudem fügte Corel einige Effekte hinzu und erweiterte zudem die Objekt-(Ebenen)-Palette mit verschachtelten Gruppen sowie sperrbaren Ebenen. Der Neuzugang Connect, ein Mini-Grafikbrowser zum Vorsortieren, ist funktional ein Leichgewicht. Er erkennt im Test nicht einmal Änderungen im Dateisystem, trotz Aktualisierung der Ansicht. Sortieren, Umbennen von Dateien, Anlegen von Ordnern – Fehlanzeige. Connect dient nur der Ansicht von Grafikdateien, die man in eine pro-grammübergreifende „Zwischenablage“ zieht, wo sie in der Connect-Palette innerhalb von Corel Draw und Photo-Paint bereitstehen. Beim ebenfalls neu hinzugekommenen SWiSH miniMax 2 handelt es um eine ältere Version des abgespeckten SWiSH Max für die Produktion von Flash-Anima­tionen mit vorgefertigten Effekten.

Fazit: So richtig Gas hat Corel nicht gegeben, gerade in Photo-Paint ist der Rückstand gegenüber Photoshop unübersehbar. Corel Draw profitiert von vielen Detailverbesse­rungen, die getrennt regelbaren Eckeneffekte sind sicher bald auch bei der Konkurrenz zu finden. Das überarbeitete Farbmanagement kommt beiden Haupttools zugute. Ein lohnendes Update, auch angesichts des günstigen Preises. 

Corel Draw Graphics Suite X5 Hersteller: Corel System: Windows ab XP (32 oder 64 Bit) Preis (circa): 630 Euro, Update: 320 Euro ≥ www.corel.com

(veröffentlicht in PAGE 5.2010)

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