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Vorträge halten: Die besten Tipps von Ole Tillmann

Designer:innen können von Vorträgen auf Kreativkonferenzen enorm profitieren. Schauspieler und Coach Ole Tillmann verrät, wie man das Sprechen übt und wie gute Vorträge aussehen.

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Schauspieler und Coach Ole Tillmann trainiert mit Kreativen für die große Bühne (peakberlin.com). Hier verrät er, wie man Sprechen übt und wie eine gute Vortragsdramaturgie aussieht.

Das haben bestimmt viele schon erlebt: Da lockt eine Konferenz mit interessanten Referent:innen – und dann: pure Monotonie. Was sind die größten Fehler, die Vortragende machen können?
Ole Tillmann: Der größte Fehler ist es, im Vorfeld nicht genügend Empathie für sein Publikum aufgebaut zu haben. Vor wem spreche ich? Welchen Wissensstand und welche Erwartungen haben meine Zuhörer?

Sie coachen Menschen, die für die große Bühne üben wollen, darunter auch Kreative. Mit welchen Herausforderungen haben sie besonders zu kämpfen?
Das ist sehr unterschiedlich. Einige sprechen zu schnell oder ver­ges­sen zu atmen. Oder sie kommen nicht auf den Punkt, weil sie sich in ihre Ideen verliebt haben und sich nicht trauen, ihren Vortrag radikal zu kürzen. Wieder andere sind sehr aufgeregt, weil ihnen das Feedback des Publikums besonders wichtig ist. Kein Wun­der, es geht ja auch um viel. Ich nenne den Moment auf der Bühne gerne »verdichtete Realität«. Hier hat man die Möglichkeit, viele Herzen und Köpfe auf einmal zu gewinnen – oder zu verlieren.

Wer mitreißend reden kann, ist dabei im Vorteil. Wie kann man das üben?
Indem man jede Gelegenheit nutzt, um vor Publikum zu reden. Ein gute Methode, die eigenen Macken zu erkennen und die Selbst- mit der Fremdwahrnehmung abzugleichen, ist die Videoanalyse. Viele müssen sich zwar erst an den Klang der eigenen Stimme gewöhnen, aber die videogestützte Selbstanalyse finden die Teilneh­mer meiner Workshops immer besonders wertvoll.

Gibt es sonst noch Dinge, die man hinsichtlich eines Vortrags auf einer Konferenz üben kann?
Mit Schauspiel- und Atemübungen kann man lernen, seine Büh­nen­präsenz zu verbessern, und das Bewusstsein für die eigene Kör­per­sprache schärfen. Dazu gehören eine klare Aus­spra­­che, eine abwechslungsreiche Stimmmodula­tion, ein moderates Sprechtempo, eine aufrechte Kör­perhaltung sowie eine ausdrucksvolle Körpersprache. Neben der delivery zählen bei einem Vortrag aber auch Strategie, Storytelling und Visual Design.

„Auf der Rednerbühne kann man viele Herzen und Köpfe auf einmal gewinnen – oder verlieren“

Gute Stichworte. Was bedeutet »gutes Storytelling« in diesem Zusammenhang? Wie gebe ich meinem Vortrag die beste Dramaturgie?
Ein wirkungsvoller Vortrag hat einen klaren Anfang, einen ausführenden Mittelteil und ein erkennbares Ende, sollte sich in dieser Struktur aber frei entfalten können. Man kann sich zudem an dem Aufbau von guten Zeitungs- oder Blogartikeln orientieren: Headline, Subheadline, Kapitel, Kapitel, Kapitel, Zusammenfassung. In einem Vortrag käme jetzt noch ein Call-to-Action dazu. Vor allem sollte der Vortrag um eine zentrale Botschaft aufgebaut sein, die der Sprecher klar formulieren können muss.

Einige Vortragende setzen gern auf persönliche Anekdoten.
Persönliche Anekdoten mit Momenten der Reflexion, die be­stimm­te Lernerfahrungen hervorheben, emotionalisieren Geschichten zusätzlich. Man muss dennoch aufpassen: Zu Beginn ist es hilfreich, wenn man sich an solchen Erfolgsmustern orientiert, um Sicherheit zu gewinnen. Dadurch läuft man aber schnell Gefahr, ein Klischee zu bedienen. Jede Geschichte ist jedoch einzigartig, daher gibt es für mich keine perfekte Lösung für Vorträge, sondern nur Prinzipien.

Bleibt das Visual Design. In welchem Verhältnis sollten gesprochener Text, Video, Bild et cetera stehen?
Grundsätzlich sollte der Sprecher mit seiner Botschaft im Mittelpunkt bleiben und die visuelle Kommunikation ihn dabei nur un­ter­­stützen. Auf keinen Fall sollten die Slides selbsterklärend sein. Alle drei Ebenen – verbale, nonverbale und visuelle Kommunikation – sollten nahtlos ineinandergreifen und durch Rhythmuswech­sel le­bendig gestaltet werden. Es kann auch ratsam sein, die Medien zu wechseln: Manche Inhalte lassen sich besser als Audiofile, manche als Video und wieder andere eher am Flipchart vermitteln.

Wie empfiehlt man sich als Redner:in? Wie zurrt man Themen fest? Was sollte man unbedingt vermeiden und wo insbesondere drauf achten? Wie sollten die Slides im Hintergrund optimalerweise aussehen? Das erfahren Sie in PAGE 02.2017.

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