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Kreative Berufe: Das machen Wissensmanager

Die Dynamik der digitalen Welt erfordert permanentes Lernen. Dafür gibt es Spezialisten, die in Agenturen für die Dokumentation von Wissen – vor allem aber auch für Know-how-Austausch und Vernetzung der Mitarbeiter sorgen.

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Studiert hat Hie-suk Yang Kunstgeschichte. Doch dann begann sie bei der Agentur Torben, Lucie und die gelbe Gefahr als Community Managerin und arbeitet dort seit Anfang 2015 als Wissensmanagerin …

Hört sich nach einem weiten Weg an, von der Kunst in die Welt der digitalen Vernetzung. Doch sie sagt, dass sie zwar Quereinsteige­rin sei, aber das Abstrahieren und Reflektieren aus dem Stu­dium perfekt anwenden könne. Gleichzeitig genießt sie den persönlichen Umgang mit den Mitarbeitern, die sie darin unterstützt, sich Wissen anzueignen, es zu verwalten – und zu teilen.

Jobbezeichnung Wissensmanager, Knowledge Manager
Ausbildung Es gibt verschiedene, größtenteils berufsbegleitende Studiengänge
Verdienst rund 50 000 Euro in der Juniorposition, als Senior bis zu 80 000 Euro Jahresgehalt

Was genau versteht man unter Wissensmanagement?
Hie-suk Yang: Grundsätzlich geht es dabei darum, Wissen in Organisationen zu steuern und zu lenken. Wir bei Torben, Lucie und die gelbe Gefahr begleiten die digitale Transformation in Firmen, helfen ih­nen dabei, in die digitale Kommunikation einzusteigen. Da bietet sich Wissensmanagement besonders an, da die digitale Welt ständiger Veränderung unterwor­fen ist, man täglich vor unbekannten Aufgaben steht und Innovation und Kreativität nötig sind, um Lösun­gen für diese Herausforderungen zu finden. Daher ist das Wis­sens­manage­ment bei uns darauf ausgerichtet, schnell und unkompliziert Lernen zu ermög­lichen und den Austausch von Wissen zu fördern.

Wie sieht das konkret aus?
Ich hole zum Beispiel externes Wissen rein. Das kann ein Vortrag sein oder ein Workshop. Dafür hake ich meist zuerst bei den Mitarbeitern nach, welches The­ma sie gerade interessiert und schaue anschließend, in welcher Form der Inhalt sich am besten vermitteln lässt. Genauso aber geht es um das interne Wissen und wie man es verbreiten kann. Im Mai halten Mitarbeiter deshalb einen Workshop zum Thema Design Thinking ab.

Wie finden Sie heraus, wer was anbieten kann?
Indem ich mit den Leuten rede. Es ist unglaublich, was für Wissensschätze hier verborgen sind. Entscheidend ist, wie man diese an die Oberfläche holt und wie man die Mitarbeiter am besten vernetzt, sodass das Wissen fließen kann.

Wie gehen Sie da vor?
Ganz unterschiedlich. Speziell für internes Wissen haben wir einen Wissenscampus eingerichtet, wo ein­mal in der Woche ein Mitarbeiter über ein Thema spricht, das ihm naheliegt. Das können Kreativtech­niken sein oder wie agile Projekte am besten aufgebaut sind, aber auch – ganz hemdsärmlig – worauf man bei Tracking-Tools achten sollte. Besonders interessant für neue Formen der Zusammenarbeit ist Social Collaboration. Das Thema treiben wir bei un­se­ren Kunden voran und arbeiten selbst auf diese Art.

Was versteht man darunter?
Social Collaboration hat das Ziel, die Mitarbeiter bestmöglich zu vernetzen. Wir nutzen dazu die Projektmanagementsoftware Podio, die wie ein kleines soziales Netzwerk funktioniert. Darin machen die Mit­arbeiter ihre momentanen Aufgaben transparent, finden sich in Projektteams zusammen, richten Kan­ban Boards ein. Der Mailverkehr reduziert sich dadurch, Projekte werden für alle sichtbar, viele Wege verkürzen sich, und es spart auch Zeit. Statt ein Mee­ting zu halten, tauscht man sich kurz via Chat oder Kommentar aus. Gleichzeitig muss sich aber niemand auf das digitale Tool beschränken. Viele gehen durchaus analog vor, skizzieren ihre Projekte auf den großen Kanban Boards und die Kollegen stehen drumherum und schauen zu.

Müssen Sie sich als Wissensmanagerin mit den verschiedenen Tools auskennen?
Das ist schon sinnvoll, denn man sollte sie nach den konkreten Bedürfnissen auswählen können. Bei Po­dio zum Beispiel werden sogenannte Workspa­ces eingerichtet, die auf den jeweiligen Mitarbeiter zuge­schnitten sind. Ich zeige ihnen dann, wie sie Informa­tionen einstellen und pflegen. Letztlich ist das Tool aber nur Mittel zum Zweck. Es geht darum, Arbeitsprozesse zu beobachten, Bedürfnisse zu erkennen und den Austausch zu strukturieren.

Gehört das klassische Wissensmanagement auch zu Ihren Aufgaben?
Auf jeden Fall. Wir haben in Podio eine Art Wiki für die Wissensdokumentation und außerdem unse­ren eigenen Server. Doch je besser Social-Collaboration-Tools genutzt werden, desto stärker wird Wissen dort gemanagt und gespeichert. Das hat auch damit zu tun, dass die horizontale Vernetzung in Firmen immer wichtiger wird. Sie fördert viel Wissen zutage und erleichtert den schnellen und unkomplizierten Austausch. In der digitalen Welt, die sich ununterbrochen verändert, wird diese Form des Wissens­transfers immer wichtiger. Ganz abgesehen davon, dass es dabei um eine bestimmte Haltung geht, zu der auch gehört, dass Wissen und Ideen gemeinsam belebt werden.

Was natürlich auch bedeutet, dass von den Mitarbeitern zusätzliche Kreativität gefordert wird. Das ist nicht unumstritten . . .
Natürlich müssen dafür Freiräume geschaffen werden, und das Engagement sollte auch honoriert wer­d­en. Das muss nicht immer unbedingt materiell sein, auch Wertschätzung ist sehr wichtig.

Welche Fähigkeiten sollte man als Wissensmanager mitbringen?
Man muss gut zuhören können, empathisch sein und das Allerwichtigste ist, dass man gerne mit Leuten redet. Ich mache 80 Prozent des Tages nichts ande­res. Dazu sollte aber auch eine Vorliebe für Struktu­ren und Prozesse kommen, dafür, Dinge zu ordnen, sie einzuordnen und logisch so anzuordnen, dass andere sie ohne Probleme finden können.

Welche Entwicklungsmöglichkeiten sehen Sie im Wissensmanagement?
In Zukunft wird Social Collaboration immer wichti­ger und damit auch das Wissensmanagement. Ob­wohl sich der Job in Zukunft verändern wird. Je dyna­mischer die Welt wird, desto weniger wird es darum gehen, Wissen zu dokumentieren, sondern darum, neues Wissen heranzuholen sowie Können und Pro­blemlösungskompetenzen zu vermitteln.

Ausbildung zum Wissensmanager

Die Gesellschaft für Wissensmanagement e. V. empfiehlt folgende, überwiegend berufsbegleitende Studiengänge:

Donau-Universität Krems. Die österreichische Hochschule bietet drei berufsbegleitende Programme im Bereich Wissensmanagement an: Master of Science (4 Semester, 14 900 Euro Studiengebühren), Akademische/r Expertin/e (3 Semester, 9900 Euro), Certified Program (2 Semester, 4200 Euro)

Hochschule Hannover. Der Masterstudiengang Informations- und Wissensmanagement umfasst fünf Teilzeitsemester, die jeweils
1400 Euro kosten. Zulassungsvoraussetzung sind ein Hochschulabschluss und ein- bis dreijährige Berufspraxis mit Bezug zum Infor­mations- und Wissensmanagement.

Fachhochschule Burgenland. Der viersemestrige, berufsbegleitende Masterstudiengang Angewandtes Wissensmanagement verfolgt
das Ziel, Hybridfachleute für Wissensmanagement, E-Learning und E-Kommunikation aus- und weiterzubilden. Hier fallen nur die Studiengebühren an.

Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen. Der ebenfalls viersemestrige Masterstudiengang Bildungs- und Wissensmanagement baut auf dem Bachelorstudiengang Betriebspädagogik und Wis­sens­psychologie auf und kombiniert das Fach Bildungs- und Wissensmanagement mit Angeboten der Philosophischen Fakultät. Auch hier werden nur die Studiengebühren erhoben.

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Kreative Berufe: Jobprofile und Gehälter

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Kommentar zu diesem Artikel

  1. Für den Masterstudiengang Angewandtes Wissensmanagement an der Fachhochschule Burgenland fallen keine Studiengebühren an. Das Studium ist kostenlos – bis auf den Beitrag für die Hochschülerschaft (18,70 Euro).

    Liebe Grüße aus Österreich
    Barbara Geyer-Hayden (Studiengangsleiterin Angewandtes Wissensmanagement)

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