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In die Tüte gesprochen: Branding ohne Brand

»The unbranded brand ist eine typische Erscheinung ausdifferenzierter Märkte«, Christian Prill, Partner Brand Strategy bei Factor, über Marken ohne Branding …

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Autos ohne Branding? Kaum denkbar, dass Tesla, Opel und VW eines Tages mal ohne Logo durch die Gegend fahren. In anderen Marktsegmenten gibt es immer wieder Marken, die auf den ersten Blick ohne Branding auskommen und das zu einem Teil ihrer Philosophie machen.

Attraktiv am Zeichen-Minimalismus sind ganz verschiedene Facetten. Zum Beispiel, weil man sich auf das Vernünftige besinnen möchte. Das vernünftige, eigentliche Produkt vermuten viele Menschen hinter der Oberfläche. Die kanadische Jeansmarke The unbranded brand setzt darauf. »No Branding. No washes. No embroidery. No ad campaigns. No celebrities. So, all you pay is for the product!«

The unbranded brand ist damit eine typische Erscheinung ausdifferenzierter Märkte, die den Käufern neben dem ethisch vernünftigen Argument auch einen feinziselierten Distinktionsgewinn beschert. Erkennen kann man die Jeans übrigens doch ganz gut am ungebrandeten Back Label. Markentechnisch sauber gemacht!

Auch Nachhaltigkeit ist ein Argument gegen Branding

Auch Nachhaltigkeit ist ein Argument gegen Branding. »Original Unverpackt« will den Verpackungsmüll reduzieren. Der Supermarkt aus Berlin verkauft deshalb überwiegend lose Ware ohne gebrandete Umverpackung (»Bulk Shopping«). Das Konzept des unverpackten Einkaufens ist eine Positionierungslücke, bei der noch abzuwarten bleibt, wie wirtschaftlich nachhaltig sie auf Dauer sein wird. So sinnvoll Müllvermeidung ist, für Produzenten und Nutzer wird die Welt nicht grade schöner und einfacher. Für sich selbst hat Original Unverpackt jedoch eine differenzierende Branding-Verpackung gefunden – rein digital, versteht sich.

Der Klassiker auf dem Gebiet des Branding ohne Brand ist im Luxussegment zu finden. Der italienische Taschenspezialist Bottega Veneta verzichtet ganz auf klassische Branding-Elemente wie zum Beispiel ein Logo. Alles viel zu vulgär für die Klientel! Statt dessen ist das markentypische Intrecciato-Flechtmuster überall dort Bestandteil der Produkte, wo es handwerklich möglich ist.

Wie Chefdesigner Tomas Maier einmal sagte:

»Wozu braucht man Logos? Ein gutes Teil ist wiedererkennbar durch sein Design«

Sagt einer, der sich auch bei seinem Porsche das Logo hat entfernen lassen.

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Über den Autor

Christian Prill ist Partner Brand Strategy bei Factor. Er entwickelt seit vielen Jahren Konzepte, um Marken zu stärken.

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